Strickresümee
Nachdem Julia mich eben widerholt fragte: "Strickst du wirklich?????", grübele ich über meine Einstellung zum Stricken nach.
Für alle Strickerinnen die sich jetzt schnell persönlich angegriffen fühlen: bitte bitte seht es mir nach. Ich setze mich ja mit mir auseinander!
Vor gut einem Jahr hielt ich mich viel zu emanzipiert und zu jung für Stricknadeln und war der Meinung dass man derartige Tätigkeiten besser Hausmütterchen ohne finanzielles Auskommen überlassen sollte.
Meine Wenigkeit verzog sich da lieber an das Spinnrad hatte diese Tätigkeit doch wesentlich exklusiveren und ungewöhnlicheren Touch......
Ich glaube fast nicht das es wirklich erst ein Jahr her ist. Emi steckte mich mit Urulace an, einen Kiri wollte ich! Ich hab ihn begonnen im Glauben nie damit fertig zu werden und er wurde es. Kein Meisterwerk aber das erste fertige Strickstück (ausser einzelnen Socken) dass ich, aus einer Strickerinnenfamilie stammend, innerhalb von 20 Jahren Strickversuche zu Ende brachte.
Dann kamen Obsession von Birgits Wolllust und eine Weste deren Namen ich schon wieder vergessen habe und einige andere Projekte. (ich gerate grade ins Grübeln wie ich das innerhalb nur eines Jahres geschafft habe??) Auf jeden fall durfte ich nicht zu einfach stricken. Je aufwändiger das Muster desto einfacher wurde ich fertig weil Fortschritte zu sehen sind.
Ausserdem habe ich ravelry entdeckt, festgestellt das es durchaus Strickerinnen gibt die jünger sind als ich, und das man auch ausgeflippt sein darf wenn man solch biedere Tätigkeiten wie stricken ausführt.
Also: dass es auch ausgeflippte Strickerinnen gibt.
Ich persönlich komme mir mit den Nadeln immer noch vor wie meine Omma, aber trotzdem befriedigt mich die Tatsache das ich es kann und das Dinge fertig werden. Das ich mich mit Nadeln irgendwie alt fühle, hindert mich nicht daran öffentlich zu stricken und das ich weniger emanzipiert bin, muss ebenfalls ein Gefühl sein. Denn ich werde nach wie vor genauso gut bezahlt wie meine männlichen Kollegen und habe neben rechten und linken Maschen auch noch im Kopf wie man Radlager wechselt.
Was ich nicht verstehe ist das alle die erzählen wie sie das Stricken anfingen immer nur begeistert waren, weil sie kreativ sein durften und was das für eine Sucht ist usw.... bei mir ist das scheinbar anders. Vielleicht weil ich auch anders kreativ sein kann/will/vorher war??

Ich weiss es nicht.
Manchmal habe ich jetzt das Gefühl das mich die Strickerei wieder ein bißchen langweilt, aber noch warten ein paar Projekte auf Fertigstellung.....

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